Die Schweiz liegt geografisch im Herzen Europas, weist aber durch ihre Neutralität einige Besonderheiten auf. Dies gilt auch für den Logistikstandort. Die dortige Logistikwirtschaft ist schwerpunktmäßig mit der Abwicklung der Güterströme (Im- und Export) beschäftigt, die durch die Kaufkraft und starke Industrie vergleichsweise hoch ausfallen. Aufgrund der hohen Lohnkosten sowie Grundstücks- und Betriebskosten nimmt die Schweiz jedoch keine Rolle als internationale Drehscheibe für physische Güter ein.
Die Logistikwirtschaft setzt sich überwiegend aus Speditionen und Verkehrsunternehmen mit Hauptsitz in der Schweiz zusammen. Produzierende Unternehmen verfügen meist über eigene Logistikabteilungen. So ist der Anteil der Eigennutzer von Logistikimmobilien überdurchschnittlich hoch. Da Logistikprozesse immer komplexer werden, zeigt sich auch in der Schweiz ein Trend zur Auslagerung an externe Logistikdienstleister. Eine weitere Besonderheit ist das Kabotageverbot, wonach Transportdienstleistungen innerhalb der Schweiz nicht durch ein ausländisches Unternehmen durchgeführt werden dürfen.
Das Marktvolumen der Logistikwirtschaft wird für das Jahr 2023 auf rund 44,4 Mrd. EUR geschätzt – dies entspricht rund 6 % des Bruttoinlandsproduktes. In Deutschland liegt der Anteil mit rund 300 Mrd. EUR bei 8 %. Im Jahr 2021 gab es landesweit knapp 186.000 Erwerbstätige in logistikrelevanten Berufen. Mit 3,7 % an allen Erwerbstätigen fällt der Anteil geringer aus als in Deutschland (5,3 %).
Den hohen Grad an Eigennutzern verdeutlicht etwa die Zahl der Bauinvestitionen, die bei Logistikimmobilien lediglich zu 10-20 % durch institutionelle Anleger getätigt werden. Zum Vergleich: Bei Büroimmobilien sind es etwa 30-50 %. Landesweit sind nur knapp 300 Liegenschaften anlagefähig (JLL, 2022). Der gesamte Flächenbestand umfasst rund 26 Mio. m² (CBRE, 2021), wovon der höchste Anteil auf die Kantone Basel (4,0 Mio. m²), Bern (3,5 Mio. m²), Zürich und Aargau (jeweils 2,9 Mio. m²) entfällt.
Durch die geringe Anzahl an Vermietungsobjekten und Verfügbarkeit von Bauland weist der Gebäudebestand ein relativ hohes Alter von durchschnittlich rund 30 Jahren auf. Insgesamt fehlt es vor allem an modernen Logistikflächen, die den aktuellen Nutzerbedürfnissen entsprechen.
Ballungsräume sind durch ihre Nähe zu den Absatz- und Beschaffungsmärkten, Arbeitskräften sowie das dichte Verkehrsnetz in der Regel auch wichtige Standorte für die Logistikwirtschaft. Dies ist auch in der Schweiz so. Die Industrie- und Logistikflächen ziehen sich wie ein Band durch das dicht besiedelte Mittelland zwischen Bodensee und Genf. Im Mittelland befinden sich auch die Wirtschaftszentren. Das „goldene Städtedreieck“ Basel – Zürich – Bern weist eine sehr hohe Dichte an Industrie- und Logistikflächen – insbesondere entlang der Autobahn A1 zwischen Zürich und Bern.
Abbildung: Industrie- und Logistikflächendichte und Verortung der Transaktionen von Logistikimmobilien in der Schweiz ab 5.000 m² seit 2015
Gerade in den Ballungsräumen ist der Wettbewerb um großflächiges Bauland besonders hoch. Bebaubare Grundstücke für größere Logistikzentren mit einer guten Verkehrsanbindung und entsprechenden Emissionsmöglichkeiten gibt es in der Schweiz kaum und werden von den Kommunen auch nur selten ausgewiesen. Sie legen das Planungsrecht bei Flächen für gewerbliche Nutzungen häufig sehr restriktiv aus und erhoffen sich eher emissionsarme Nutzungen mit einer hohen Arbeitsplatzdichte. Hinzu kommt die Topografie, die großflächige Logistiknutzungen vielerorts ausschließt. Die Flächenknappheit gilt insgesamt als eines der größten Hemmnisse für den schweizerischen Logistikimmobilienmarkt. Deshalb geraten Standorte außerhalb der etablierten Logistik-Hotspots stärker in den Fokus von Unternehmen. Wenn überhaupt, können sie oft nur dort Neubauprojekte realisieren.
Der Flächenbedarf für Logistiknutzungen in der Schweiz nimmt wie auch in anderen europäischen Ländern seit mehreren Jahren zu. Die Nachfrage kann bei weitem nicht bedient werden, womit man von einem Nachfrageüberhang sprechen kann. Im Zeitraum 2017 bis 2021 wurden durchschnittlich rund 200.000 m² an Logistikflächen auf Brachflächen und der grünen Wiese fertiggestellt (CBRE, 2021). Hier handelt es sich jedoch meist um kleinteilige Einheiten zur Eigennutzung. Vermietungsobjekte ab 5.000 m² machten im Jahr 2021 weniger als 5 % des Fertigstellungsvolumens aus. Spekulative Projektentwicklungen durch Investoren sind selten. Die Leerstandsquote ist dementsprechend gering und lag im Jahr 2022 bei 2,0 % bezogen auf den Gesamtbestand.
Das höchste Preisniveau wird in Zürich erzielt, wo die Spitzenmiete für moderne Logistikflächen zuletzt bei 20,50 EUR/m² lag. In Genf wurden für ähnliche Mietflächen 17,50 EUR/m² und im Wirtschaftszentrum Basel bis zu 15,00 EUR/m² in Premiumlagen aufgerufen. Zum Vergleich: Im teuersten deutschen Top-Markt München lag die Spitzenmiete bei knapp 10,00 EUR/m². Diesbezüglich ist auf das allgemein deutlich höhere Preisniveau in der Schweiz hinzuweisen, was den Abstand zu deutschen Logistikmärkten relativiert.
Durch die sehr restriktive Flächenneuausweisung und das generell geringe Angebot an Mietflächen sind die Spitzenmieten in den vergangenen Jahren kontinuierlich angestiegen. In den vergangenen drei Jahren erhöhte sich die Spitzenmiete in den drei Spitzenmärkten um jeweils 17 bis 25 %. Durch die angespannte Marktsituation ist von einem weiteren Anstieg der Mietpreise auszugehen.
Die Assetklasse rückte in den letzten Jahren mehr in den Fokus von Investoren, die eine Diversifizierung ihrer Portfolios verfolgen. Der Nachfrageüberhang führt dazu, dass Logistikimmobilien insgesamt als sichere und stabile Anlage mit Entwicklungspotenzial wahrgenommen werden. Der Investmentmarkt für diese Assetklasse ist bedingt durch die überschaubare Menge an anlagefähigen Objekten, vergleichsweise klein. In den vergangenen Jahren gab es durchschnittlich zehn Transaktionen ab einem Wert von min. 10 Mio. EUR pro Jahr.
Das Transaktionsvolumen lag seit 2013 im Durchschnitt bei rund 450 Mio. EUR, wobei die Jahreswerte aufgrund der geringen Anzahl der Transaktionen sehr unterschiedlich ausfielen. Im Zeitverlauf lässt sich tendenziell eine höhere Marktaktivität ab 2013 erkennen. Im vergangenen Jahr wurde ein Rekordergebnis auf dem Investmentmarkt erzielt. Die europaweit zu beobachtende Zurückhaltung der Investoren zeigt sich auch in der Schweiz. Seit Jahresbeginn wurden lediglich 62 Mio. EUR umgesetzt.
Abbildung: Transaktionsvolumen Logistikimmobilien in der Schweiz 2007–2023*
Auch in der Schweiz haben sich seit Frühjahr 2022 die Finanzierungsbedingungen, wenn auch in einem geringeren Maße, deutlich verändert. Der Leitzins wurde schrittweise um 250 Basispunkte auf 1,75 % erhöht. Im selben Zeitraum stieg der EZB-Leitzins um 450 Basispunkte an. Dementsprechend fiel auch die Dekompression der Renditen in der Schweiz geringer aus. Die landesweite Spitzenrendite für Logistikimmobilien erhöhte sich seit dem Tiefstand im Mai 2022 um 60 Basispunkte, während es in Deutschland 100 Basispunkte waren.
Die Nettoanfangsrendite für Premium-Objekte lag zur Jahresmitte 2023 in Zürich bei 4,40 % und in Genf bei 4,60 %. Sie lagen damit ca. 40 Basispunkte über den Spitzenrenditen in den deutschen Logistik-Hotspots. In Basel lag die Spitzenrendite bei 5,20 %. Im dritten Quartal zeigte sich eine Stabilisierung der Renditen.
Spekulative oder Built-to-suit- Projektentwicklungen sind durch das häufig restriktive Planungsrecht sowie die hohen Grundstücks- und Realisierungskosten eher selten.
Der Investmentmarkt für Logistikimmobilien ist bedingt durch die allgemein hohe Kostenstruktur und den hohen Grad an Eigennutzern vergleichsweise klein. Spekulative oder Built-to-suit- Projektentwicklungen sind durch das häufig restriktive Planungsrecht sowie die hohen Grundstücks- und Realisierungskosten eher selten. Gleichzeitig entspricht der Immobilienbestand mit einem Durchschnittsalter von 30 Jahren oftmals nicht den heutigen Nutzeranforderungen. Es besteht ein hoher Investitionsbedarf, um den Bestand fit für die Zukunft zu machen.
Potenziale ergeben sich also vor allem in der Neupositionierung von Bestandsobjekten unter Berücksichtigung von ESG-Kriterien, was auch in Deutschland immer mehr an Bedeutung gewinnt. Durch den Trend zur Auslagerung von Logistikprozessen an externe Dienstleister könnten ehemals eigengenutzte Objekte auf den Markt kommen. Insgesamt können Bestandsobjekte aufgrund der hohen Flächennachfrage und guten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in der Schweiz ein attraktives Investment darstellen.
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