Visionär, mit starken Bildern und eingehenden Worten eröffneten Zukunftsforscher und Moderator der Konferenz Max Thinius gemeinsam mit Christopher Garbe die zweite GARBE Vordenker Konferenz. Rund 140 Investoren, Bankenvertreter, Dienstleister und Geschäftspartner waren der Einladung in das Alte Hauptzollamt nach Hamburg gefolgt.
„Wir leben in der Digitalität, in der es nicht mehr große unbewegliche Strukturen gibt, sondern viele kleine dezentrale. Wir schauen nicht, was alles passieren könnte, sondern betrachten Möglichkeiten, analysieren sie und denken voraus,“ begrüßte Futurologe Max Thinius die Gäste. Die Konferenz dreht sich in diesem Jahr um drei Kernthemen:
Wie entwickelt sich die Zukunft der Arbeit und welche Immobilien brauchen wir dafür. Zum zweiten, wie der Gebäudetyp E umgesetzt und etabliert werden kann und zum Dritten, wie sich die Logistik als einer der sich am schnellsten verändernden Wirtschaftszweige entwickeln wird.
In einem ersten Vortrag zeigte Kai Uwe Bergmann von der Bjarke Ingels Group anhand verschiedener Projekte, wie zukünftige Immobilien aussehen können. Sie verbinden die Anforderungen an einen neuen Arbeitsplatz, Energieeffizienz der Gebäude aber auch das Wohlbefinden der Menschen. So kann das neue Google-Headquarter in San Francisco rund 40 Prozent der benötigten Energie mit PV-Anlagen auf dem Dach gewinnen. Die Büroflächen sind modular und offen aufgebaut und können jederzeit an neue Anforderungen angepasst werden.
Für das Toyota Woven City Projekt stehen „Wellbeing“ und „Happiness“ im Fokus. Am Fuße des Mount Fuji entsteht eine einzigartige Kommune, die geprägt ist durch Holzgebäude, Arbeiten & Leben an einem Ort, besonderer Aufenthaltsqualität durch Parks sowie einem hohen Grad an Automatisierung. Bergmann sagt: „Toyota denkt nicht mehr in der Kategorie Auto, sondern in Mobilität und wie wir alles miteinander verbinden können.“ Mit weiteren Projekten wie in Paris oder auch die visionäre Idee von Icon von Büroräumen auf dem Mond wurden weitere visionäre Ideen zum Leben & Arbeiten der Zukunft aufgezeigt.
In der anschließenden Diskussionsrunde wurde das Thema „Science & Technology Real Estate: Standorte und Immobilien für Unternehmen mit Zukunft“ mit Katharina Kreitz von Vectoflow, Dr. Dirk Ehlers, Cellcolab, Dr. Nadine Galandi, Wissenschaftlerin und Beraterin, Dr. Dirk Scholl, Life Science Consulting gemeinsam mit Moderator Thomas Kallenbrunnen von GARBE Institutional diskutiert.
Zentrale Erkenntnis der Diskussion: Die Entwicklung von Clustern, also der Zusammenschluss von Unternehmen der gleichen Branche, aber auch Hochschulen und anderen Einrichtungen sind wichtig, damit sich der Science- und Tech-Bereich entwickeln kann.
Weiter ging es in zahlreichen Deep Dive Breakout Sessions, in denen Themen, wie beispielsweise Strategische Standortauswahl – ein Perspektivenwechsel aus Sicht des Kunden, Rechenzentren als neue Immobilienklasse oder Von Grau zu Grün – Revitalisierung der Westend Gardens als Best Practice Beispiel, diskutiert wurden.
Unternehmer Albert ten Brinke von der Ten Brinke Group B.V. ging am Nachmittag einem weiteren wichtigen Thema auf den Grund: „Geht bauen auch einfacher? Was können wir von unseren Nachbarn lernen?“ In einem unterhaltsamen Vortrag kam er zu dem Schluss, dass in Holland nicht alles besser ist – außer vielleicht der Käse, Fußball und die entspanntere Herangehensweise an Krisen.
So berichtete er von Problemen mit dem Stromnetz, Stickstoffvorgaben und der Wohlstandskommission, die Baupläne im Hinblick auf ihre Schönheit prüfe und alles teurer und komplizierter mache. Für Deutschland sehe er u. a. die Punkte Gewährleistungsfristen, Beschleunigung der Genehmigungsprozesse, weniger Einspruchsmöglichkeiten, niedrigere Steuern, Standardisierung bzw. Vereinfachung der Bauprozesse als Ansatzpunkte zur Verbesserung.
In der anschließenden Diskussionsrunde mit Albert ten Brinke, Ten Brinke Group, Melissa Ott, Futury, Jan Löhrs, Spine Architects / BDA Architekt, moderiert von Tobias Hertwig von GARBE Immobilien-Projekte zum Thema „Gebäudetyp E – einfach und experimentell. Realität oder Alice im Wunderland?“ wurde die Notwendigkeit von Innovationen in der Baubranche beleuchtet.
Melissa Ott sagte: „Wir brauchen Innovationen, die zur Nachhaltigkeit beitragen, aber auch wirtschaftlich sind. Unsere Branche ist zu wenig innovativ.“ Dies sei auch bislang kaum notwendig gewesen, weil immer alles rentabel war. Doch durch neue Einflussfaktoren wie ESG, Zinsen, Materialpreise und den demographischen Wandel sind wir mehr denn je gefordert.
Beim Thema „Energiewende, Nearshoring, Politik – Was sind die Game-Changer für Logistikimmobilien und Standorte?“ konstatierte Prof. Dr. Alexander Nehm, BWL – Spedition, Transport und Logistik; DHBW Mannheim drei Thesen:
Die erste lautete „Location Shift / Neue Standortdynamik“, die besagt, dass wir keine Deglobalisierung haben, sondern sich die Welt durch die Veränderungen der Lieferketten und Nearshoring neu ordnen würde. Als zweite These zeigte er auf, dass die „Strukturelle Nachfrage wieder hoch“ sei. So würden insbesondere Unternehmen aus dem Bereich E-Commerce und Automotive zu 90 Prozent Doppelstrukturen aufbauen, also sowohl Produktion als auch Lagerhaltung und dadurch eine zusätzliche Nachfrage nach Flächen generieren. Als dritten und spannendsten Punkt führte Alexander Nehm aus, dass Logistikimmobilien zukünftig als kommunale Energieversorger, also lokale Kraftwerke, an Bedeutung gewinnen würden.
In der anschließenden Diskussion, moderiert von Jan Dietrich Hempel von GARBE Industrial diskutierten Alexander Nehm, Michiel Muller, Picnic und Friedrich Wilhelm Düsing, Metroplan Engineering zum Thema „Logistik verändert sich – Was sind die Anforderungen an die Immobilie?“
So führte Muller aus, dass die Anforderungen von E-Commerce-Anbietern anders seien als von Logistikern. Mit „We need nicer buildings“ fasste er die Anforderungen an gute Arbeitsbedingungen zusammen, die vor allem bei der Gewinnung neuer Mitarbeiter von erheblicher Bedeutung sind. Denn für jeden neuen Picnic-Standort werden 500 bis 800 Mitarbeiter gesucht – und die bekommt man nur durch entsprechende Rahmenbedingungen.
Ingenieur Friedrich Wilhelm Düsing erläuterte zudem, dass es eine manuelle Bearbeitung von Aufträgen zukünftig nicht mehr geben werde: „Die Automatisierung ist alternativlos, bedingt durch den Mangel an Personal, steigende logistische Anforderungen und die Verknappung von Flächen.“ Dieser These wurde von Picnic-Chef Muller für den Bereich Food bezweifelt, denn ein Roboter sei noch nicht fähig individuelle Lebensmittellieferungen zusammenzustellen. Insgesamt wurde der Logistikbranche wenig Innovationskraft in den vergangenen Jahren bescheinigt.
Alexander Nehm konnte den Krisen der letzten Monate hierzu positives abgewinnen: „Das gute an der Krise ist, dass der Handlungsdruck so hoch ist, dass endlich Innovation entsteht. Man sieht: Es kann dann doch schneller gehen, und bald werden wir nur noch nachhaltige Produkte auf dem Markt sehen.“
Zum Abschluss der Konferenz wagten Christopher Garbe und Ulrich Wickert einen Ausblick. Es sei offen, wie sich die Situation in der Ukraine entwickeln werde, und Deutschland sei zwar in einem „desaströsen Zustand“ in Bezug auf Digitalisierung, Netzausbau und Bildungspolitik, doch es gebe Hoffnung, dass die Innovationskraft der Wirtschaft, Wissenschaft & Technik und auch ein gewisser Innovationsgeist der Immobilienwirtschaft die Probleme der Zukunft gemeinsam lösen lassen.
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